MacNair’s Lum Reek 12 Jahre

MacNair’s Lum Reek 12 Jahre

Hintergrund:
Billy Walker hat vor kurzem nicht nur die Glenallachie Brennerei, sondern auch die traditionsreiche Marke MacNair’s von Pernod Ricard erworben. Unter letzterem Namen hat er jetzt einen Blended Malt Whisky in verschiedenen Alterstufen herausgebracht: NAS, 12 und 21 Jahre.
Die 12jährigen Abfüllungen sind für mich immer die Nagelprobe. Teuer und selten kann (fast) jeder. Aber 12 Jahre, und trotzdem günstig, gut und ausreichend verfügbar, das ist für mich die entscheidende Kombination.

Offizielle Angaben zum MacNair’s Lum Reek, 12 Jahre:
Gereift in First-fill Bourbon-, Pedro Ximénez Sherry- und Rotweinfässern
Farbe: Kupfer
Aroma: Süßer Torfrauch, kombiniert mit Butterscotch und Mokka.
Geschmack: Reichhaltige Torfrauch-Schwaden mischen sich mit reifen Heidekrautnoten, Moor-Myrte, Butterscotch, Toffee und süßen Gewürzen.
Was kann ich erwarten:
Die offiziellen Tasting Notes versprechen viel Vanille, viel Rauch, viel Sherry und Wein. Die Farbangabe suggeriert Portweinfässer. Bei einem Preis um die 45 Euro erwarte ich, dass nicht die allerschlechtesten Fässer ausgewählt wurden. Aber Papier ist bekanntlich geduldig. Mal sehen, wie er tatsächlich schmeckt.

Hier meine eigenen Tasting-Notes:

Tasting Notes: MacNair’s Lum Reek 12 Jahre, 46% vol., ungefärbt, nicht kühl filtriert

Farbe: gold-gelb
Aroma: kaum Vanille, stattdessen viele süße und unglaublich saftige Obstaromen, die mich sofort begeistern, und die sich mit dem Duft nach staubigem Küchenschrank und Kerzenwachs mischen. Apfelkompott, Pflaumen, Zitrusfrüchte. Dazu auch etwas Heu, getrocknete Blumen und Sommerblüten, aber kaum Holzaromen. Sehr komplex für das Alter. Den versprochenen Rauch finde ich erst am leeren Boden des Glases: warme Räucheresse mit leckerem Schinkenspeck. Ist das ein Lagavulin?
Geschmack: sehr vollmundig, wachsig, ölig, mit vielen Tanninen, fast bitter am Ende. Wohlwollend könnte man von Bitterschokolade reden. Und jetzt bemerke ich auch endlich den Lum Reek: sanft legt sich eine zarte Rauchschwade über die Zunge. Sehr sanft.
Nachklang: sehr warm und weich, aber auch sehr trocken.

Was bekomme ich für mein Geld:

Die offiziellen Angaben decken sich nicht unbedingt mit meinen eigenen Eindrücken. Der Anteil von First-Fill-Bourbon-Fässern war wohl eher gering, der Anteil von dritt-befüllten Ex-Bourbon-Fässern war gewiss deutlich höher. Von letzteren liegen in der Glenallachie-Brennerei ja auch genügend herum. Dafür vermute ich bei diesen ein höheres Alter. Die derzeitigen gesetzlichen Vorschriften verbieten jedoch, das Alter der älteren Fässer zu nennen.

Die Mischung enthält ganz gewiss auch sehr schöne PX-Sherry- und Wein-Fässer aus europäischer Eiche, die einerseits für die wunderbaren süßen Obstnoten sorgen, andererseits aber auch einen deutlichen Tannin-Einschlag bewirken. Der Abgang ist dadurch recht trocken, aber nicht unangenehm.

Als Liebhaber von Ardbeg und Laphroaig würde ich den Peat- bzw. Rauch-Gehalt allerdings nicht als reichhaltig beschreiben. Ich empfinde ihn eher als dezent. Zum Namen passt es: Lum Reek ist der Rauch, der im Kamin schwebt. Er ist wahrnehmbar, aber er sollte auch im Hintergrund bleiben. Wenn die Bude zugequalmt ist, hat man beim Kamin-Feuer was falsch gemacht…

Mein Fazit: Ein toller Blended Malt für Freunde der klassischen Linie. Je mehr ich davon trinke, desto besser gefällt er mir. Der hat das Zeug zu einem Lieblings-Standard.

Margarete Marie

Margarete Marie betreibt seit über fünf Jahren den Blog „Whiskyundfrauen. Auch für Männer“, in dem sie immer wieder interessante Whiskys vorstellt und gelegentlich auch einen Blick hinter die Kulissen wirft. Nebenbei ist sie auch Autorin für die Zeitschriften „Whisky-Botschafter“ und „Whisky-Time“.

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