Wir werden häufig über Kellerfunde von vermeintlichen Whisky-Raritäten informiert und müssen eigentlich immer die Frage: „was ist mein Whisky wert?“ mit „nicht viel“ beantworten. Dabei ernten wir meist ungläubige, oft auch böse Kommentare. Warum sind die meisten Fundstücke nicht tausende Euros wert?
Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich bei diesen Flaschen um eine Standardabfüllung (überwiegend Blends oder 08/15 Bourbons) handelt und deshalb keine große Begeisterung bei uns auslöst. Bei all den angebotenen Flaschen aus Kellerfunden in den letzten zwanzig Jahren, waren nur sehr wenige interessante für uns dabei. Unter den Flaschen befanden sich fast nur Klassiker wie:
- Johnnie Walker Red Label
- Jim Beam & Jack Daniels aus dem Duty Free
- Chivas Regal
- Discount/Supermarkt-Whiskys (von Aldi = Hofer und Co.)
- Jameson
- Ballentine´s
- William Lawson`s
- Glenfiddich Pure Malt oder 12yo
- Seagram’s 7 Crown
- und diese Spezialitäten aus Tschechien, Österreich oder Ungarn die Spuren von schottischem Whisky enthalten können 😉
Mit solchen Fragen werden wir auch immer wieder konfrontiert:
Mein Whisky (Chivas Regal) stammt aus 1801 und ist seit ewiger Zeit im Familienbesitz. Macht mir ein gutes Angebot!
Das Angebot wird sich, wenn überhaupt, eher im Preisbereich einer neuen Abfüllung von Chivas Regal bewegen! Die Jahreszahl bei den meisten Whiskys bezieht sich auf das Jahr der Lizenzerteilung der Brennerei / der Firma und hat nichts mit dem Alter des Whiskys in der vorliegenden Flasche zu tun.
Der Whisky ist schon 54 Jahre alt, warum ist der nicht ein paar Tausend Euro wert?
Mit dieser Frage und einem sehr ungläubigen Gesichtsausdruck werden wir auch sehr häufig (meist nach Beiträgen in den Massenmedien über Sensations-Versteigerungen von alten Dalmores, Macallans o.ä.) konfrontiert. Dazu eine einfache Erklärung:
- Whisky wird in der Flasche nicht mehr älter! Also ein 12 jähriger Glenfiddich aus den 1970ern ist und bleibt 12 Jahre alt. Whisky reift, im Gegensatz zum Wein, in der Flasche nicht mehr nach. Wenn die Flasche ungeöffnet blieb und nicht falsch gelagert wurde, ist er aber auch noch nach langer Lagerzeit genießbar!
Wie kann ich dann den Wert meines Kellerfundes bestimmen?
Idealerweise nutzt man Freund Google: Einfach die Daten vom Etikett in den Suchschlitz der Suchmaschine eingeben und auf die Ergebnisse klicken. Es gibt noch die Möglichkeit bei Onlineauktionen die Flasche zu suchen. Entweder bei Ebay oder bei www.whiskyauction.com. Eine gute Quelle für Informationen zu Whiskys ist die „Base“, also www.whiskybase.com. Das ist die größte Whiskydatenbank im Internet und dort sind die meisten Whiskys auch verzeichnet. Die Preise, die dort angegeben sind, sind meistens Shoppreise. Diese Werte sind bei einem Wiederverkauf nur sehr selten zu erzielen!
Und was mache ich, wenn ich online nichts gefunden habe oder ich mir sicher bin, dass es eine wertvolle Flasche ist?
Nachdem ihr den o.a. Text durchgelesen habt und auch die Onlinequellen befragt habt, dann könnt ihr uns ein E-Mail zur Flasche schicken ;-). Bitte unbedingt mind. 3 unterschiedliche Fotos (in guter Qualität) vom Etikett (inkl. Rückseite, wenn vorhanden), vom Füllstand und vom Verschluss mitschicken! Vielleicht schreibt ihr uns noch ein paar Zeilen zur Geschichte der Flasche dazu.
Edit: Da die Mails mit solchen Funden immer mehr werden, hier noch ein kleiner Hinweis: Wir beantworten eure E-Mails sehr gerne und wir verlangen auch nichts für unsere Einschätzungen. Aber etwas könnten wir schon verlangen: Ein „Dankeschön“ tut echt nicht weh. Bevor ihr aber beleidigte Zeilen an uns schreibt, weil ihr doch keinen Mega-Fund in Omas Keller gemacht habt, spart euch lieber das E-Mail.
Was mache ich aber dann mit einer Flasche, die (für einen Sammler) nicht besonders wertvoll ist?
Bei den Flaschen, die uns in den letzten Jahren angeboten wurde, war oft die Geschichte rund um die Flasche spannender als der Inhalt. Meist waren sehr private Erinnerungen und Anlässe mit dem Whisky gekoppelt, z. B.: Hochzeiten, Geburten, (Firmen-)Jubiläen, etc. Was tun mit so einer Flasche? Ganz einfach dem ursprünglichen Zweck zuführen. Öffnet diesen Whisky doch und genießt ihn gemeinsam mit netten Menschen und habt eine schöne Zeit damit.
Positive Beispiele aus den letzten Jahren:
Damit es hier nicht so negativ rüberkommt, gibt es auch ein paar positive Funde zu melden. Zu bestimmten Anlässen wurden / werden womöglich auch Raritäten verschenkt / gekauft, die nach Jahren zu wertvollen Kellerfunden führen können
- Man kauft sich einfach diverse Spirituosen / Weine mit seinem Geburtsjahr oder zur Geburt eines Kindes und lässt die Flaschen dann irgendwo stehen.
- Früher gab es im Duty-Free noch echte Perlen zu erstehen. Wenn ich z.B. nur an die ersten Distiller´s Editions von Lagavulin in der Literflasche denke 😉 Solche Flaschen wanderten vielleicht nach der Reise in den Keller und tauchen jetzt auf.
- Der Chef einer Firma ist ein Whiskyfan und schenkt seinen Mitarbeitern zu bestimmten Jubiläen einen guten Tropfen. Der Beschenkte machte sich aber nichts daraus und die Flasche verstaubt im Keller.